Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 113: Die andere Stille
Örtlichkeit: Orbit über dem Planeten Darak-Nul – Beobachtungsarchiv der Vierten Kolonie
Leitmotiv: Fremdes Vertrauen – Die Geschichte der Anderen
Es war nicht der erste Blick, den Savael-Tar auf Menschen warf.
Aber es war der erste mit Furcht.
Er betrachtete die holo-spiegelnden Bahnen der irdischen Erkundungsschiffe – stumm, strategisch, blind für das, was sie sahen.
Kein Gruß. Keine Rückfrage.
Nur Messdaten, Silhouetten, Kalibrierungen.
Die Archive der Vierten Kolonie waren lebendig – pulsierend mit Erinnerung.
Sie hielten Geschichten nicht fest.
Sie fühlten sie weiter.
Und so fühlte auch Savael-Tar die Narben, die der letzte Kontakt hinterlassen hatte:
Das Entsetzen der ersten Begegnung mit der menschlichen Logik.
Das Schweigen, das lauter war als jeder Kriegsschrei.
Er war nicht allein.
In den Kommunikationskammern wand sich Ny'shara, eine der Letzten mit der Gabe des Sendens.
Sie hatte unermüdlich versucht, die menschlichen Schiffe zu erreichen – auf allen Frequenzen, in allen denkbaren Formen.
Doch jedes Wort zerfiel in Rauschen.
"Sie wollen uns nicht hören", hauchte sie in das lebendige Archiv.
"Sie lauschen nur auf sich selbst."
Der Große Rat versammelte sich im Dämmerlicht.
Kein Streit, keine Lautstärke – nur der stille Beschluss:
Vorbereitung. Verteidigung. Flottenaufbau.
Nicht aus Hass.
Aus Angst.
Und aus einem Wissen, das sie wie ein Kristall in sich trugen:
Wer Frieden nicht empfangen kann, wird ihn zerstören.
Savael-Tar wandte sich vom Beobachtungsraum ab.
Unter seiner Haut vibrierte eine alte Erinnerung:
Eine andere Welt. Eine andere Sonne.
Ein letzter Blick auf eine Menschin, die zögerte – bevor sie den Auslöser drückte.
Letzter Satz:
"Die Menschen kamen mit offenen Augen – aber nicht mit offenen Händen."