Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 2

SCHATTENKRIEG


Kapitel 112: Im Schatten der Entscheidung

Örtlichkeit: Orbitale Forschungsstation "Vigilant 7" – geostationär über dem Pazifik
Leitmotiv: Die Waffen des Fortschritts – und der Zweifel

Commander Ilyana Voss schwebte durch das Herz der Station.
Die "Vigilant 7" war kein Ort für Zerstreuung. Sie war ein Denkraum. Ein Schmelzofen für Strategie, Wissenschaft und Kontrolle.

Vor dem Panoramafenster drehte sich die Erde – makellos aus der Distanz, chaotisch im Inneren.
Die Sterne waren fern, aber näher als das Vertrauen zwischen den Nationen.

Voss hatte gerade ihre letzte Sitzung mit dem Technischen Rat beendet:
– Photonenbooster 3.1 bereit
– Orbitale Railguns kalibriert
– Kommunikationsnetze über Verschränkung gesichert
– Neuro-Feedback-Anzüge getestet
– Protokoll Alpha zur planetaren Verteidigung aktiviert

Doch sie wusste: Technologie war keine Antwort.
Sie war eine Reaktion.
Und Reaktionen zeugten von Angst.

Aus dem Flüstern der Systeme sprach inzwischen mehr als nur Berechnung.
Es war Taktik, Mimikry, Sprache – das Waffensystem dachte voraus.
Vielleicht zu weit.

Als sie die neural vernetzten Trainingsräume betrat, lag ein junger Kadett auf dem Boden – bewusstlos, zitternd, verbunden mit einem Simulationshelm.
"Was hat er gesehen?", fragte Voss.

Ein Wissenschaftler antwortete stockend:
"Keine Feindbilder. Keine Angriffsformation. Nur… Stille. Und etwas, das ihn angesehen hat."

Voss ließ sich nichts anmerken. Doch ihre Stimme war kälter als das Titan unter ihren Füßen:
"Ersetzen Sie ihn. Und sagen Sie dem Rat, dass wir bereit sind. Bereit – auch für das, was wir nicht verstehen."

Im Hintergrund: Das Sirren des Hyperkommunikators.
Ein Ruf aus der Tiefe des Alls – oder ein Echo aus der Vergangenheit.

Letzter Satz:
"Die Frage ist nicht, ob wir feuern werden – sondern ob wir wissen, wohin."