Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 107: Der Plan hinter dem Sternenschweigen
Örtlichkeit: Orbitale Forschungsplattform "NEMESIS V", Lagrange-Punkt 3
Leitmotiv: Die Illusion der Kontrolle – Wissen als Waffe und Wunde zugleich
Der Raum war steril, doch in Professor Haydens Brust brodelte Unordnung.
Die neuesten Scans aus dem Grenzsektor deuteten auf Aktivitäten hin, die kein Naturphänomen erklärten: Temperaturverzerrungen, Gravitationsstörungen, flüchtige Energiemuster.
Wellen, die durch das Dunkel schnitten – nicht chaotisch, sondern rhythmisch.
Wie ein Puls.
"Wenn sie wiederkommen", sagte Hayden leise, "dann nicht wie das letzte Mal."
Er sprach es nicht zu seinen Kollegen, sondern in das Mikrofon seines implantierten Gedächtnisprotokolls.
Ein Speicher für Dinge, die noch zu gefährlich waren, um gedacht zu werden.
Auf dem Bildschirm rotierte die Projektion eines alienartigen Objekts – kein Schiff, sondern eine Formation, fast organisch, symmetrisch.
Hayden wusste, dass die Menschheit sich mit dem letzten Krieg nicht vorbereitet hatte – sie hatte überlebt, mehr nicht.
Jetzt baute man Waffen, Raumschiffe, Pläne.
Aber das hier – das war keine bloße Vorbereitung.
Es war ein Antwortversuch auf ein Missverständnis, das keiner zugeben wollte.
Auf einem zweiten Monitor leuchteten Strategiemuster auf:
Griechische Formationen, römische Umfassungen, hannibalische Zangenbewegungen.
Militärische KI-Modelle spielten das Szenario in Varianten durch – alle liefen auf Totalzerstörung hinaus.
Nur ein Modell wich ab. Es hatte keinen Namen, nur eine Randnotiz: Unkalkulierbares Verhalten durch menschliche Entscheidungsträger möglich.
Hayden schloss das Terminal.
Und während draußen die Sterne unbewegt standen, wusste er:
Die Stille war nur das Deckblatt.
Darunter formte sich ein Plan – bei ihnen.
Letzter Satz:
"Wir glauben, wir seien die Autoren der Geschichte. Aber was, wenn wir nur Figuren in einer Erzählung sind, die wir nie lesen durften?"