Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 106: Das Schweigen der Anderen
Örtlichkeit: Alien-Kolonie IX-Theta, Tieforbit um den Gasriesen Vhorr
Leitmotiv: Beobachtung und Missverstehen – Die Angst vor dem Fremden als Spiegel
Die Halle aus lebendem Stein vibrierte leicht – nicht durch Erschütterung, sondern durch Erinnerung.
T'miash, Bewahrer der Gedankenketten, stand im Zentrum des Resonanzfeldes und ließ die Projektionen fließen.
Seit drei Umläufen beobachteten sie die Kundschafter der Menschen.
Nie direkt. Immer durch Schatten.
Sonden, unsichtbar wie Atem in kaltem Licht.
Aber was sie sahen, machte ihnen Angst.
Die Menschen kamen nicht mit Worten, nicht mit Zeichen des Friedens.
Sie kamen mit Waffen an ihren Hüllen, mit Strategien in ihren Blicken.
Und jeder Versuch der Kontaktaufnahme wurde blockiert, gestört, ignoriert.
"Sie fürchten unsere Nähe", flüsterte ein junger Denker.
"Oder sie erkennen sie nicht mehr."
T'miash schloss die Gedankenketten.
"Sie haben den ersten Krieg überlebt. Doch haben sie ihn auch verstanden?"
Im hohen Rat wurde diskutiert.
Zögerlich.
Denn jene, die einst für Rückzug plädiert hatten,
waren längst in den inneren Ringen verstummt.
Die Entscheidung fiel wie Nebel:
Ein Flottenprogramm sollte beginnen.
Nicht zur Eroberung. Nicht zur Rache.
Sondern zum Schutz.
Doch in der Stille wuchs etwas anderes:
Das alte Muster, das sie aus ihrer eigenen Vergangenheit kannten.
Denn selbst der Gedanke an Verteidigung
war ein Schatten des Angriffs.
Und während die Organischen Schiffe in den Geburtskammern wuchsen,
dachte T'miash an eine Zeit,
in der Begegnung noch ein Wort für Hoffnung war.
Letzter Satz:
"Wenn wir uns bewaffnen, um nicht zu kämpfen – was sagt das über unsere Vorstellung von Frieden?"