Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 2
SCHATTENKRIEG
Kapitel 104: Spiegel der Entscheidung
Örtlichkeit: Alien-Kolonie IV – Planet Aelion, Raumsektor Epsilon-3
Leitmotiv: Angst und Erinnerung – Wie Geschichten Kriege nähren
Die Strukturen der Kolonie Aelion wuchsen nicht – sie flossen.
Keine Gebäude im menschlichen Sinn, sondern gewachsene Räume,
verwoben aus mineralischen Fäden, atmend, lebendig.
Commander Khaal, erster Denker der äußeren Verteidigung,
schwebte in der oberen Gedankenhalle.
Dort, wo einst Lieder gesungen wurden über neue Welten,
hörte man nun nur noch Warnungen.
Der Name der Erde wurde nicht mehr ausgesprochen.
Er war ersetzt worden durch einen Ton –
dumpf, hart, mit einem scharfen Ausklang.
Eine Lautformel für Bedrohung.
Seit 183 Sonnenzyklen hatten sie die Menschen beobachtet:
ihre Sonden, ihre Schiffe, ihre stummen Silhouetten im Raum.
Immer näher, immer stiller.
Man hatte versucht, ihnen zu begegnen –
Lichtmuster, Gravimpulse, strukturierte Träume.
Doch es kam nie eine Antwort zurück.
Khaal hatte gelernt, in Mustern zu denken.
Und das Muster war klar:
Was sich nicht öffnet, bereitet sich vor.
Die Großen Konzile begannen mit dem Aufbau:
Kein Angriff, keine Provokation – nur Schutz.
Eine Flotte des Gleichgewichts.
Doch in den unteren Kammern begannen die Lieder sich zu ändern.
Nicht mehr nur Verteidigung.
Einige sangen vom Sturm – vom Vergessen.
Andere vom Rückzug.
Khaal wusste: Es ging nicht mehr um Waffen.
Es ging um die Geschichte,
die beide Seiten sich inzwischen über einander erzählten.
Und jede war eine andere.
Letzter Satz:
"Wenn zwei Völker im Spiegel des anderen nur ihr eigenes Monster erkennen – wer löscht dann das Licht?"