Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 2

SCHATTENKRIEG


Kapitel 103: Die Stille des Widerhalls

Örtlichkeit: Tiefenraum – Nähe des Kalibrischen Sektors, Raumsonde Ariadne IX
Leitmotiv: Beobachten – ohne gesehen zu werden

Die Sensoren der Ariadne IX schnitten durch das Nichts wie Klingen aus Licht.
Doch was sie berührten, war nicht tot – nur unerklärlich still.

Captain Meral saß seit 19 Stunden in der Hauptkammer.
Alle drei Crewmitglieder waren wach, schweigend, wartend.
Sie hatten eine Bewegung registriert – nicht aus der bekannten Struktur,
nicht mechanisch, nicht biologisch,
aber doch: rhythmisch.

Ein Lichtblitz.
Dann Dunkelheit.
Ein Puls – wie ein Atemzug im Vakuum.

Sie übertrugen ein Signal:
Standardfrequenz. Diplomatisch. Offen.

Keine Antwort.
Dann sendeten sie Musik – alte Sätze in Moll.
Auch das: Stille.
Nur das Echo des eigenen Glaubens an Verständigung.

Meral blickte in das kleine Fenster vor ihr.
Keine Schiffe. Keine Angriffsformation.
Nur Silhouetten.
Wie Lebewesen, die sich selbst schützen vor dem, was sie kennen.

"Sie verstecken sich nicht", sagte der Ingenieur.
"Sie hören zu."

Dann kam das Signal:
Ein Datenmuster, zurückgespielt – aber verändert.
Als hätten sie geantwortet – ohne Sprache.

Meral zeichnete es auf, markierte die Zeit:
"Kontakt Alpha Null".

Die Menschheit würde es als Bedrohung werten.
Sie aber spürte:
Das war keine Waffe.
Das war ein Lied.

Letzter Satz:
"Vielleicht war der erste Schritt zur Verständigung nicht die Stimme – sondern das Zuhören."