Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 1

DIE ANKUNFT


KAPITEL 95: Die leere Schwelle

Örtlichkeit: Paris – Untergrundkonferenz der "Zwölf"
Leitmotiv: Kontrolle ist ein Schatten, der sich selbst jagt.

Die Mitglieder des geheimen Gremiums – das, was noch vom sogenannten "Tisch der Zwölf" übrig war – versammelten sich unter einem ehemaligen Opernhaus, geschützt von Schallblockern, magnetischen Vorhängen und analoger Verschlüsselung.

Die Gesichter waren verändert. Nicht gealtert – sondern entkernt.
Jene Sicherheit, die sie jahrzehntelang als Fundament betrachtet hatten – Datenhoheit, Abschreckung, Eskalationskontrolle – war jetzt ein Trugbild.
Nutzlos geworden gegen etwas, das nicht kämpfte.

Der Repräsentant aus Kanada – ein nüchterner Analyst – sagte es zuerst:
"Vielleicht haben wir das Falsche bekämpft. Vielleicht waren wir nie das Ziel."

Schweigen. Dann Widerspruch. Dann Wut.
Der US-Abgesandte schlug mit der Faust auf den Tisch. "Wir müssen ein Ziel sein! Sonst wäre all das… bedeutungslos."

Doch genau darin lag das Problem.
Die Replikanten hatten keine Propaganda verbreitet. Keine Botschaft gesendet.
Sie waren einfach da. Still. Beobachtend. Wandelnd.
Und die Welt hatte sich in ihrer bloßen Anwesenheit selbst zersetzt.

Anna, weit entfernt in der Alpenregion, spürte im Rückfluss ihrer Daten eine Leerstelle.
Keine Störung. Kein Angriff.
Nur… die Ahnung, dass selbst die "Zwölf" nicht mehr im Zentrum standen.

Letzter Satz:
Der Raum in Paris war schwer vom Atem der Mächtigen – aber draußen, im stillen Himmel über Europa, war die Schwelle längst überschritten worden.