Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 1

DIE ANKUNFT


KAPITEL 94: Die zweite Linie

Örtlichkeit: Zentralasien – Hochsicherheitsanlage bei Almaty / Parallel: Orbitüberwachung in Toulouse
Leitmotiv: Nicht alle Bewegungen sind sichtbar.

Tief unter den alten Bunkeranlagen bei Almaty arbeitete ein Team aus russischen, chinesischen und kasachischen Spezialisten – offiziell an einer neuen Verteidigungsstrategie, in Wahrheit aber an etwas anderem: dem Bau einer "zweiten Linie".

Eine globale Notfallstruktur, unabhängig von Satelliten, unabhängig von bestehenden Netzen. Analog. Unauffindbar. Als wäre es ein Rückgriff auf das frühe 20. Jahrhundert – mit modernster Technik im Innern.

Die Wissenschaftlerin Dr. Savchenko sprach nicht gern, aber sie wusste, dass der Moment nahe war. Der Moment, an dem nichts Digitales mehr Bestand haben würde.

Oben in Toulouse, in der europäischen Orbitüberwachung, entdeckte man ein neues Muster: Ein Replikantenschiff hatte seine Position um 0,002 Grad verändert – nach Monaten völliger Regungslosigkeit. Niemand sonst schien es zu bemerken.

Und doch: Diese minimale Verschiebung entsprach einer Korrektur um tausende Kilometer – als würde das Schiff sich neu kalibrieren. Nicht angreifen. Nur… justieren.

Gleichzeitig stellte Naima fest, dass bestimmte Tiere ihre Schlafrhythmen änderten. Der Nachtflug der Fledermäuse begann exakt mit dem Bruch der Orbitlinie des Objekts über Afrika. Wieder war es kein Angriff. Nur ein Echo. Ein Takt.

Anna notierte diese Muster in ihrer Sternwarte. Immer wieder tauchten dieselben Koordinaten auf. Wie ein Kreis, der langsam schließt – aber nicht von außen, sondern von innen.

Letzter Satz:
Niemand sprach es aus – aber in Almaty, Toulouse, Naima und Anna wussten es zugleich: Etwas war in Bewegung geraten, das nicht mehr zum Stillstand kam.