Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen

Buch 1

DIE ANKUNFT


Kapitel 55: Der Tisch der Zwölf

Örtlichkeit: Paris, unterirdischer Regierungskomplex – "Vincennes 3"
Leitmotiv: Wer glaubt, Kontrolle sei Ordnung, bekämpft jeden Takt, der nicht marschiert.

Die Tür schloss sich lautlos.
Die Stille war kühl, präzise, gesichert.
Dreizehn Personen, zwölf mit Stimme, eine ohne.
Ein Tisch aus schwarzem Carbonstahl.
Keine Kameras. Kein Protokoll. Kein Zweifel.

Sie nannten es den "Tisch der Zwölf" –
gegründet nach dem ersten Replikantenereignis,
reaktiviert nach dem Impuls von Kapitel 51,
jetzt auf Alarmstufe 7.

Ein Mann im Anzug legte Satellitenbilder auf den Tisch.
"Die Welt verändert sich. Ohne uns."

Eine Frau mit grauem Haar zeigte DNA-Mutationen in Pflanzen.
"Wir wissen nicht, ob es ansteckend ist."

Ein General mit Abzeichen, die nie offiziell vergeben wurden, sagte nur:
"Wenn das kein Angriff ist, ist es schlimmer."

Sie diskutierten nicht.
Sie definierten.
Das war ihre Macht.

"Kognitive Entkoppelung", sagte die Analytikerin.
"Eine neue Realität, der wir nicht mehr vorausgehen, sondern nur noch folgen."

"Und deshalb", unterbrach ein Vertreter aus der Tech-Industrie,
"müssen wir den Takt zurückholen."

Ein Plan lag bereits bereit:
► Massive Netzabschaltungen in Schlüsselregionen
► Einsatz neuronaler Störsender in urbanen Zentren
► Aktivierung der "Kontrollkorridore" – autonome Drohnenschwärme zur Wahrung "psychischer Stabilität"
► Notfallprotokolle zur Rückeroberung von Biosphären, in denen biologische Abweichungen nachgewiesen wurden

"Wir führen nicht mehr. Wir reagieren", sagte jemand mit schwerer Stimme.
"Das ist nicht akzeptabel."

Niemand sprach von Naima.
Niemand sprach von Anna.
Niemand fragte, ob das eine Bedrohung war.

Nur wie man es aufhalten konnte.

Die stumme Dreizehnte am Tisch – Gesicht im Schatten – erhob sich als Letzte.
"Dann ist es entschieden."

Letzter Satz:
Und als sie das Licht löschten, hatten sie vergessen, dass nicht alles, was fremd ist, auch feindlich sein muss.