Der letzte Befehl - Die Stille ist kein Schweigen
Buch 1
DIE ANKUNFT
Kapitel 33: Unter den Neonlichtern
Örtlichkeit: Seoul, Südkorea
Leitmotiv: Wer nicht schreit, hört vielleicht mehr.
Min-ho war zum ersten Mal seit Wochen zurück in der Stadt. Seoul vibrierte wie ein Nerv, grell und voller Widersprüche. Zwischen Neonreklamen und flackernden Nachrichtenbildern war kaum Platz für klare Gedanken.
Auf jedem Bildschirm liefen Endlosschleifen: Das Verschwinden der Drohne. Die Rotation der Schiffe. Die empörten Stimmen aus Washington, Moskau, Genf.
Min-ho stand in der U-Bahnstation, die Hände in den Taschen, und fühlte sich wie ein Besucher in einer fremden Welt.
In seinem Dorf hatte man noch Fragen gestellt. Hier – gab es nur noch Antworten. Laut, schrill, widersprüchlich.
Ein Straßenprediger brüllte von einem Hocker:
"Sie prüfen uns! Sie messen unsere Seele!"
Ein Jugendlicher mit VR-Brille rief:
"Alles inszeniert. Alles Fake. Das ist ein globaler Beta-Test!"
Und daneben: Ein Vater, der sein Kind fest an sich drückte und in den Himmel starrte.
Min-ho erinnerte sich an das Feld, an das Flirren in der Luft, an das Gefühl, dass etwas Größeres als alles Bekannte auf die Welt blickte.
Nicht zornig. Nicht neugierig. Nur… wartend.
Er schlug den Kragen seines Mantels hoch und trat hinaus in die Nacht.
Seoul war voller Lärm. Aber über der Stadt hing ein Objekt, reglos wie immer – und doch nun unübersehbar ausgerichtet.
Auf etwas. Oder jemanden.
Min-ho wusste nicht, warum, aber tief in ihm flackerte ein Gedanke auf – wie ein instinktives Echo:
Sie hören zu.
Letzter Satz:
Und vielleicht lag in dieser stillen Aufmerksamkeit eine Einladung – oder ein Urteil.