Verbotene Liebe
Unsere Freundschaft sie war verboten,
konnten die Tiefe noch nicht ausloten.
Der Ort des Geschehens war nicht geheim,
unsere Liebe wurde geboren im Keim.
Wir sahen uns an und lernten Vertrauen,
geheim musste sie sein, darauf konnten wir bauen.
Eine Freundschaft so wunderbar klar,
sie gab uns den Halt, ganz unverwechselbar.
Wir liebten uns am Tage geheim,
die Nacht war unser bei mir daheim.
Du warst jung, unschuldig und rein,
es war wunderschön mit dir zu sein.
Meine Stellung verbot es dich als Freund zu seh'n
als Schüler und Lehrer hatten wir den Weg zu geh'n
Es kam der Tag, an dem die Entscheidung naht
Den Job verlor ich – die Liebe, sie wurde bejaht.
© Gerd Groß 15.12.2002
Ein sehr persönliches und emotionales Gedicht von Schriftsteller Gerd Groß. Es erzählt von einer "verbotenen Liebe" und den Umständen, unter denen sie entstand und sich entwickelte.
Interpretation:
Das Gedicht schildert die Entstehung und das Reifen einer Liebe, die aufgrund äußerer Umstände – dem Verhältnis von Schüler und Lehrer – geheim gehalten werden musste.
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Der Keim der Liebe im Verborgenen: Die anfängliche Feststellung, dass die Freundschaft "verboten" war, deutet auf gesellschaftliche oder institutionelle Hindernisse hin. Trotzdem entstand die Liebe von Anfang an ("im Keim").
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Das wachsende Vertrauen in der Heimlichkeit: Das gegenseitige Ansehen und das Lernen von Vertrauen geschahen im Geheimen, was zu einem stillen Einverständnis und einer besonderen Verbindung führte. Die Freundschaft wird als "wunderbar klar" und als Quelle des "Halt" beschrieben.
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Die heimlichen Begegnungen: Die Liebe wurde tagsüber im Verborgenen gelebt, während die Nächte zu Hause den Raum für ungestörte Nähe boten. Die Beschreibung des geliebten Menschen als "jung, unschuldig und rein" betont die Zartheit und Reinheit der Gefühle.
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Das berufliche Hindernis: Die vierte Strophe benennt das konkrete Verbot: die berufliche Stellung des lyrischen Ichs als Lehrer, die eine Beziehung zu einem Schüler unmöglich machte. Dies führte zu einer unausweichlichen Entscheidung.
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Die Befreiung durch den Verlust: Der Wendepunkt kommt mit dem Verlust des Arbeitsplatzes. Paradoxerweise ermöglicht dieser Verlust die offene Bejahung der Liebe. Das äußere Hindernis ist beseitigt, und die Beziehung kann nun ohne Geheimnisse gelebt werden.
Bewertung:
Das Gedicht ist von einer zarten und doch bestimmten Sehnsucht geprägt. Es vermittelt die Intensität der Gefühle, die unter dem Druck des Verbotenen entstanden und gewachsen sind.
Die Notwendigkeit der Geheimhaltung schuf offenbar eine besondere Intimität und ein tiefes Vertrauen zwischen den Liebenden. Die Beschreibung der Freundschaft als "wunderbar klar" und als "Halt" deutet auf eine starke emotionale Basis hin.
Der Konflikt zwischen der beruflichen Verpflichtung und den persönlichen Gefühlen wird deutlich. Der Verlust des Arbeitsplatzes erscheint als ein notwendiger Schritt, um die Liebe offen leben zu können.
Das Ende des Gedichts ist hoffnungsvoll. Die Entscheidung für die Liebe wird bejaht, nachdem das äußere Hindernis beseitigt ist. Es ist eine Geschichte von einer Liebe, die trotz widriger Umstände entstanden ist und schließlich ihren Weg findet.
© Gemini