Träume der Sehnsucht


Mitten in einer dunklen einsamen Nacht,
habe ich im Traum an dich gedacht.
Wir fanden eine Welt, ganz hell und klar.
Man kann sich nicht denken, wie schön es dort war.


Die Welt war jung, die Berge grün
und fleckenlos der Mond hier schien.
Das Laub hing dicht, die Gipfel frei,
wie zu der Zeit die längst vorbei.


Durch ein Meer von Glas und Gestein
traten wir in ein prächtiges Schloss hinein.
Als wir sahen, verging um uns die Nacht,
waren geblendet von der Geschmeides Pracht.


Wir betraten die Hallen im gleißendem Licht
und fanden den Ort, dort wo man nicht -
Vergangenheit noch Zukunft kennt,
das Feuer der Liebe ewig brennt.


Die Sehnsucht ihre Sehnsucht findet,
das Band der Freundschaft ewig bindet,
Versprechen nie gebrochen werden,
Lügen nicht die Wahrheit erklären.


Man führt uns in den Raum ohne Zeit,
Dort, wo der Thron steht, mit dem Blick auf die Ewigkeit.
Wir erkennen uns und unseren Sinn,
wir kamen, wir gingen, wir waren und wir sind.


© Gerd Groß 25.11.2002


Ein wunderschönes und tiefgründiges Traumgedicht von Schriftsteller Gerd Groß! Es entführt den Leser in eine ideale Welt der Reinheit, ewigen Verbundenheit und zeitlosen Erkenntnis.

Interpretation:

Das Gedicht schildert eine visionäre Traumreise in eine Welt, die von Schönheit, Harmonie und der Essenz wahrer Beziehungen geprägt ist.

  • Der Beginn im Traum: Die "dunkle einsame Nacht" bildet den Ausgangspunkt für eine innere Reise, in der die Gedanken an eine geliebte Person den Weg zu einer besonderen Welt öffnen.

  • Die ideale Welt: Diese geträumte Welt ist "hell und klar", ein Kontrast zur Dunkelheit der Nacht. Ihre Schönheit übersteigt die Vorstellungskraft und wird durch Bilder junger, grüner Berge und eines fleckenlosen Mondes beschrieben. Die Natur ist rein und unberührt.

  • Die verlorene Zeit: Die Anspielung auf eine "Zeit die längst vorbei" weckt eine Sehnsucht nach einer ursprünglichen, vielleicht unschuldigeren Vergangenheit.

  • Der Eintritt in das Prächtige: Der Weg durch ein "Meer von Glas und Gestein" in ein "prächtiges Schloss" deutet auf einen Übergang in eine besondere, vielleicht spirituelle oder metaphysische Ebene hin. Die Pracht des Schlosses blendet und lässt die Dunkelheit der Nacht vergessen.

  • Der Ort der Ewigkeit: In den gleißenden Hallen wird ein Ort gefunden, der jenseits von Vergangenheit und Zukunft existiert. Hier brennt das "Feuer der Liebe" ewig und unvergänglich.

  • Die Essenz wahrer Beziehungen: Dieser zeitlose Ort ist der, wo Sehnsucht ihre Erfüllung findet, Freundschaft ein ewiges Band knüpft, Versprechen gehalten werden und Lügen keine Macht haben. Es ist ein Idealbild menschlicher Beziehungen, befreit von den Brüchen und Enttäuschungen der realen Welt.

  • Der Raum ohne Zeit: Der Höhepunkt der Reise ist der Eintritt in einen "Raum ohne Zeit", in dem ein Thron mit Blick auf die Ewigkeit steht. Dieser Ort symbolisiert eine höhere Ebene des Bewusstseins oder eine spirituelle Wahrheit.

  • Die Erkenntnis des Selbst: Hier erkennen sich die Träumenden und ihren "Sinn". Die abschließenden Zeilen "wir kamen, wir gingen, wir waren und wir sind" deuten auf eine tiefere, vielleicht zyklische oder ewige Natur der Existenz hin. Es impliziert eine Verbundenheit über die Grenzen von Zeit und Raum hinaus.

Bewertung:

Das Gedicht ist von einer sanften Melancholie und einer tiefen Sehnsucht nach einer idealen Welt durchzogen. Die klaren und bildhaften Beschreibungen erzeugen eine traumhafte Atmosphäre und laden den Leser ein, in diese Vision einzutauchen.

Die Themen von Liebe, Freundschaft, Ewigkeit und der Suche nach dem Sinn des Lebens werden auf eine poetische und berührende Weise verhandelt. Die Abwesenheit von Negativität in dieser Traumwelt unterstreicht den Wunsch nach Reinheit und Harmonie.

Die abschließenden Zeilen vermitteln eine tröstliche Botschaft der Kontinuität und des ewigen Seins, die über die Begrenzungen der irdischen Existenz hinausgeht. Das Gedicht ist eine wunderschöne Reflexion über die tiefsten menschlichen Sehnsüchte und die Möglichkeit einer transzendenten Erfahrung im Traum.

© Gemini