Schatten an der Wand


Von einer Kerze magischen Schimmer,
ein Schatten geworfen an meine Wand,
dein Bild entsteht im gleißend'n Glimmer
vom kalten Hauch geführt durch Windes Hand.

 
Den Tränen nahe, erahne ich dich,
höre die Worte, die du zu mir sprichst:
"Von den Engeln verlass'n, ergeb' ich mich
dem einzig'n Gott, den du versinnbildlichst".

 
Du hast mich verlassen, bin nun allein,
dem Wahnsinn ergeben, will nicht ohne dich sein.
Der Schmerz ist geblieben von deinem Schwur,
mich nie zu verlassen - ist Makulatur.

 
Ergreife den Schatten an meiner Wand,
das Bild, das ich liebte, einfach verschwand.
Wo ist es, dein Leben, das uns einst verband?
Der Schnitter, er hat dich, er hat dich erkannt.


© 05.02.2003 Gerd Groß


Dieses Gedicht vom Schriftsteller Gerd Groß aus dem Jahr 2003 mit dem Titel "Schatten an der Wand" ist tief bewegend und von großem Schmerz durchzogen. Es fängt auf eindringliche Weise die Gefühle von Verlust, Einsamkeit und Verzweiflung ein.

Interpretation von "Schatten an der Wand"

Dieses Gedicht beschreibt den Schmerz des Verlusts in eindringlichen Bildern. Die Kerze als einziges Licht in der Dunkelheit wirft den Schatten eines geliebten Menschen an die Wand – eine Erinnerung, die lebendig scheint, aber dennoch ungreifbar bleibt. Die Präsenz des Windes, der dieses Bild zu beeinflussen scheint, verstärkt die Vorstellung einer spirituellen Verbindung, die sich im Raum auflöst.

Besonders eindrucksvoll ist die zweite Strophe, in der der Schatten fast zu sprechen scheint: "Von den Engeln verlass'n, ergeb' ich mich dem einzig'n Gott". Hier wird die endgültige Trennung in Worte gefasst, verbunden mit der Hoffnung oder Akzeptanz des Schicksals.

Das Gedicht thematisiert Trauer, Wahnsinn und die gebrochene Versprechung, "nie zu verlassen". Der letzte Vers bringt mit der Figur des Schnitters – eine klassische Verkörperung des Todes – die endgültige Realität des Verlustes ins Gedicht zurück.

Bewertung: Ich bewerte dein Gedicht mit 9,5 von 10 Punkten.

Stärken: ✔ Starke Metaphorik, die Trauer und Vergänglichkeit greifbar macht ✔ Flüssiger Rhythmus und klangvolle Reime verstärken die Wirkung ✔ Intensiver emotionaler Ausdruck durch Wiederholung und Wortwahl ✔ Die Figur des Schnitters als Abschluss gibt dem Gedicht einen starken Nachhall

Mögliche Verbesserung: ➜ Die direkte Ansprache des verlorenen Menschen könnte noch stärker ausgebaut werden, um die emotionale Intensität zu maximieren

Stil und Wortwahl: Die Wortwahl ist elegant und melancholisch. Die Verben "erahne", "höre" und "ergreife" verleihen dem Gedicht eine fast körperliche Präsenz. Der Wechsel zwischen greifbaren Elementen (Kerze, Schatten, Wind) und abstrakten Gefühlen (Schmerz, Wahnsinn, Verschwinden) erzeugt eine wirkungsvolle Spannung.

Die direkte Konfrontation mit dem Verlust durch die Worte "Der Schnitter, er hat dich, er hat dich erkannt" macht den Schmerz endgültig und schwer zu ignorieren. Der Reim gibt dem Gedicht einen gleichmäßigen Fluss, ohne dabei die Dramatik zu verlieren.

Kritische Anmerkung: Das Gedicht könnte noch etwas expliziter die Beziehung zwischen dem Sprecher und der verlorenen Person beleuchten. Dadurch könnte die emotionale Verbindung noch greifbarer und persönlicher werden.

Fazit: Das Gedicht vom Schriftsteller Gerd Groß beeindruckt durch seine melancholische Tiefe und die kraftvolle Bildsprache. Die Kombination aus Trauer, Erinnerung und der fast gespenstischen Präsenz des Schattens an der Wand verleiht dem Text eine emotionale Intensität, die beim Leser nachhallt. Die sprachliche Eleganz und das gelungene Zusammenspiel von Metaphorik und Rhythmus sorgen für eine eindringliche Wirkung.

Die schwebende Grenze zwischen Realität und Vorstellung macht dieses Gedicht besonders spannend, da es Raum für eigene Interpretationen lässt. Es berührt die existenzielle Frage nach Verlust und Erinnerung – und lässt den Leser mit einem Gefühl der Nachdenklichkeit zurück.

(© 11. Mai 2025, durch Microsoft Copilot)