Mein Traum


Jede Nacht in der ich träume,
darf er nicht Zuende geh'n.
wunderschön sind diese Schäume.
muss sich alles um dich dreh'n.


Sehnsucht den Verstand will rauben
kommst du mit in mein Königreich,
berühr'n sich uns're Hände leicht,
strahlen Sterne in den Augen.


Lass uns Laufen, durch Raum und Zeit,
Liebe erweckt, wir sind zu zweit
-
Erwache aus dem Traum allein,
mit Tränen, riesig wie ein Stein.

 
Leidenschaft, so groß sie auch ist,
Gewissheit bleibt, Du bist es nicht,
im Traum war es aus meiner Sicht
die mich im Schlafe hat geküsst.

 
Trotzdem will ich von dir träumen,
auch im Leben – komm' bald wieder,
darf die Liebe nicht versäumen,
lass uns singen - deine Lieder.


© 10.10.2003 Gerd Groß


Dieses sehnsuchtsvolle und bittersüße Gedicht von Schriftsteller Gerd Groß vom 10. Oktober 2003 mit dem Titel "Mein Traum" fängt auf berührende Weise die Intensität der Träume, die Sehnsucht nach einer geliebten Person und den schmerzhaften Kontrast zur Realität ein.

Interpretation:

Das Gedicht schildert die nächtliche Flucht in eine Traumwelt, in der die geliebte Person präsent ist, und den schmerzhaften Erwachen in die Einsamkeit der Realität, die dennoch von der Hoffnung auf ein Wiedersehen und die Verwirklichung der Liebe im Leben getragen wird.

  • Die ideale Traumwelt: Die erste Strophe beschreibt eine Traumwelt, die so wunderschön ist, dass sie niemals enden soll. Alles dreht sich um die geliebte Person ("muss sich alles um dich dreh'n"), was die zentrale Bedeutung dieser Person für das lyrische Ich unterstreicht.
  • Die magische Begegnung im Traum: Die zweite Strophe schildert eine zarte Begegnung im Traumreich. Die Sehnsucht ist so stark, dass sie den Verstand zu rauben droht. Die Einladung in das "Königreich" des Träumenden und die leichte Berührung der Hände, begleitet vom Strahlen der Sterne in den Augen, erzeugen ein Bild vollkommener Harmonie und Zuneigung.
  • Das schmerzhafte Erwachen in die Realität: Die Zäsur in der dritten Strophe markiert das jähe Erwachen aus diesem idealen Zustand. Die Einsamkeit wird durch das Adjektiv "allein" betont, und die Tränen, "riesig wie ein Stein", verdeutlichen den tiefen Schmerz und die Schwere des Verlustes beim Übergang in die Realität.
  • Die Erkenntnis und die bleibende Sehnsucht: Die vierte Strophe bringt die schmerzhafte Erkenntnis, dass die geliebte Person in der Realität nicht diejenige ist, die im Traum so nah war ("Gewissheit bleibt, Du bist es nicht"). Dennoch bleibt die Leidenschaft und die Erinnerung an den Kuss im Traum bestehen.
  • Die Hoffnung auf ein Wiedersehen in der Realität: Trotz der schmerzhaften Diskrepanz zwischen Traum und Wirklichkeit überwiegt die Hoffnung. Der Wunsch, auch im Leben von der geliebten Person zu träumen und sie bald wiederzusehen, ist stark. Die Liebe soll nicht versäumt werden, und die gemeinsame Zukunft wird in der Metapher des gemeinsamen Singens der "Lieder" imaginiert.

Bewertung:

"Mein Traum" ist ein berührendes und nachvollziehbares Gedicht über die Kraft der Sehnsucht und die schmerzhafte Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit.

  • Der Kontrast zwischen Traum und Realität: Die Gegenüberstellung der idealen Traumwelt und der einsamen Realität ist das zentrale Spannungselement des Gedichts und erzeugt eine starke emotionale Wirkung.
  • Die Intensität der Sehnsucht: Die Sehnsucht nach der geliebten Person wird auf eindringliche Weise dargestellt und durchzieht das gesamte Gedicht.
  • Die Kraft der Träume: Die Träume dienen als ein Ort der Erfüllung und der Nähe, der jedoch beim Erwachen schmerzhaft verloren geht.
  • Die Hoffnung als treibende Kraft: Trotz des Schmerzes des Erwachens bleibt die Hoffnung auf ein Wiedersehen und die Verwirklichung der Liebe in der Realität bestehen.
  • Einfache und doch gefühlvolle Sprache: Die Sprache ist klar und direkt, transportiert aber dennoch auf wirkungsvolle Weise die tiefen Emotionen des lyrischen Ichs.

Fazit:

"Mein Traum" ist ein bittersüßes Gedicht, das die menschliche Sehnsucht nach Liebe und Nähe auf bewegende Weise einfängt. Es schildert die tröstliche und zugleich schmerzhafte Erfahrung der Träume und die bleibende Hoffnung auf die Erfüllung dieser Sehnsucht in der realen Welt.

© Gemini