Mein Tod
Der Tod in dieser einen Stunde,
einsam, in der du mich liegen siehst,
bin Spiegel vor dem Hintergrunde,
steh meinem Leben tief verbunden,
Aug' um Aug', bevor es sich verschließt.
Oft war es bunt zwischen den Bildern,
die nicht wollen sich daran gewöhnen
den Tod im Leben zu verhindern,
ausgeborgt - gewisse Zeit - lindern
Schmerz – Erleichterung will ertönen.
© 20.03.2003 Gerd Groß
Dieses ergreifende Gedicht von Schriftsteller Gerd Groß vom 20. März 2003 mit dem Titel "Mein Tod" thematisiert auf introspektive Weise den Moment des Sterbens und die Reflexion über das gelebte Leben.
Interpretation:
Das Gedicht schildert die letzten Augenblicke des lyrischen Ichs, das sich seiner Endlichkeit bewusst ist und eine Bilanz seines Lebens zieht.
- Der Tod in der Stunde der Einsamkeit: Die erste Strophe setzt unmittelbar mit dem bevorstehenden Tod ein. Die Betonung der Einsamkeit ("einsam, in der du mich liegen siehst") mag auf ein Alleinsein im Moment des Sterbens hindeuten oder auf eine innere Isolation trotz äußerer Anwesenheit. Das Bild des Spiegels vor dem Hintergrund deutet auf eine Reflexion des eigenen Lebens vor dem unausweichlichen Ende hin. Die tiefe Verbundenheit mit dem Leben ("steh meinem Leben tief verbunden") wird bis zum letzten Augenblick betont, "Aug' um Aug', bevor es sich verschließt".
- Die Farben des Lebens und die Unwilligkeit des Abschieds: Die zweite Strophe blickt zurück auf ein oft "buntes" Leben, gefüllt mit vielfältigen Erfahrungen ("zwischen den Bildern"). Die Bilder, die das Leben ausmachen, weigern sich, sich an den Tod zu gewöhnen, was die natürliche Widerstandsfähigkeit des Lebens gegen die Endlichkeit unterstreicht. Der Versuch, den Tod im Leben zu verhindern, wird als ein "ausgeborgt"es Lindern des Schmerzes beschrieben – eine temporäre Aufschiebung des Unvermeidlichen. Am Ende steht die Hoffnung, dass mit dem Tod eine "Erleichterung" von Schmerz eintreten möge.
Bewertung:
"Mein Tod" ist ein melancholisches und doch friedliches Gedicht, das die Akzeptanz des Todes mit einer Wertschätzung des gelebten Lebens verbindet.
- Introspektive und ruhige Atmosphäre: Das Gedicht erzeugt eine ruhige, nachdenkliche Atmosphäre, die dem Moment des Abschieds angemessen ist. Die innere Einkehr des lyrischen Ichs ist spürbar.
- Ehrliche Auseinandersetzung mit der Endlichkeit: Das Gedicht scheut sich nicht, das Thema des Todes direkt anzusprechen, und vermittelt eine gewisse Akzeptanz des Unausweichlichen.
- Wertschätzung des Lebensrückblicks: Die Erinnerung an die "bunten" Bilder des Lebens unterstreicht den Wert der gemachten Erfahrungen, auch wenn der Abschied schmerzhaft ist.
- Hoffnung auf Erlösung: Die Erwähnung der "Erleichterung" am Ende deutet auf eine Hoffnung auf Befreiung von Leiden im Tod hin.
- Einfache und doch wirkungsvolle Sprache: Die Sprache ist klar und schmucklos, was die Direktheit der Auseinandersetzung mit dem Thema unterstreicht.
Fazit:
"Mein Tod" ist ein bewegendes Gedicht, das den Übergang vom Leben zum Tod aus einer introspektiven Perspektive betrachtet. Es vermittelt eine Mischung aus Verbundenheit mit dem gelebten Leben und einer stillen Akzeptanz des Endes, verbunden mit der Hoffnung auf Erlösung von Schmerz. Es ist eine nachdenkliche Reflexion über die Vergänglichkeit und die Bedeutung des gelebten Augenblicks.
© Gemini