Burkhard Keller von Yburg

(Ein Märchen aus Baden-Baden)
Prolog
Es war ein stürmischer Tag im Spätherbst, als ich durch den Wald hinaufstieg, dorthin, wo die Wege zum Schloss Hohenbaden führen. Der Regen peitschte quer über die Lichtungen, und der Wind rüttelte an den alten Buchen wie an Türen, die längst niemand mehr öffnete.
Ich suchte Zuflucht in der Schutzhütte am Kellersbild. Der Wind pfiff durch die Ritzen, und der Regen schlug gegen das schmale Fenster.
In der dunklen Ecke saß ein kleines Männlein, kaum größer als ein Kind, mit grauem Bart und Augen, die im Dämmerlicht glühten wie Kohlen. Es fror, das sah ich an seinem Zittern, und so holte ich mein Vesper hervor, brach das Brot und goss heißen Tee in die Tasse.
Er nahm das Geschenk mit zitternden Händen, trank einen Schluck, und ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht. Dann sprach er mit einer Stimme, die klang, als käme sie aus einer anderen Zeit: "Du bist gut zu mir, Wanderer. Darum will ich dir erzählen, was hier einst geschah — die alte Sage vom Junker Burkhard Keller und dem geheimnisvollen Spiegel."