hast du schon einmal....:
Hast du den Drachen je in Tränen gesehn?
Augen so klar, die Seele rein und schön.
Die goldnen Schwingen, im Wind so leis',
Er blickt dich an, so tief und ganz gewiss.
Du hörst sein Herz, ein traurig Lied es singt,
Eine rote Träne seine Wange längs dringt.
Er kommt auf dich zu, die Flügel weit und lind,
Umfangen dich sanft, wie ein zartes Kind.
Du siehst dein Tier, auf Erden nun so nah,
Blickst in sein Antlitz, Träne um Träne da.
Warum er weint, die Frage in dir schreit,
Weint er um dich, in seiner tiefen Leid?
Er dreht sich fort, will fliegen, hoch und weit,
Breitet die Flügel aus, mit letzter Kraft bereit.
Doch immer wieder scheitert sein Bemühn,
Sein Drache ist zu schwach, kann nicht mehr ziehn.
Sein Herz zerbrach, der Schmerz war viel zu groß,
Er stürzt zur Erd', die Flügel kraftlos bloß.
Du läufst zu ihm, zu deinem Freund geschwind,
Er sieht dich an, wo noch die Tränen sind.
Nur einmal spürst du seine warme Hand,
Auf deinem Herzen, in dem tiefen Band.
Er sah dich an, sagt nichts in seiner Not,
Dann schlossen sich die Augen, für immer tot.
© 03.03.2001 Gerd Groß
Dieses Gedicht von Schriftsteller Gerd Groß aus dem Jahr 2001 ist eine tief bewegende und allegorische Darstellung von Verlust und Abschied, interpretiert durch die metaphorische Figur eines Drachens. Die Ergänzung mit dem Abschluss-Copyright von Gemini KI deutet darauf hin, dass ich diese Interpretation liefere.
Interpretation:
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Der Drache als Symbol: Der Drache, traditionell ein mächtiges und Ehrfurcht gebietendes Wesen, wird hier in einer ungewöhnlich vulnerablen und emotionalen Weise dargestellt. Seine "klaren Augen" und die "reine und schöne Seele" deuten auf eine tiefe, unschuldige Verbindung zum lyrischen Ich hin. Er könnte für einen geliebten Menschen, einen inneren Teil des Selbst, eine spirituelle Kraft oder eine ideale Vorstellung stehen.
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Die Träne des Leids: Die "rote Träne", die seine Wange entlang dringt, ist ein starkes Bild des tiefen Schmerzes und der Trauer, die der Drache empfindet. Rot kann hier sowohl für die Intensität des Gefühls als auch für Leben und Blut stehen, was den Verlust noch schmerzlicher macht.
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Die sanfte Umarmung: Das Annähern des Drachens mit "weiten und linden" Flügeln und die sanfte Umarmung "wie ein zartes Kind" zeigen eine tiefe Zuneigung und Verbundenheit zwischen dem Drachen und dem lyrischen Ich. Diese Geste des Trostes deutet auf eine innige Beziehung hin.
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Die Spiegelung des Schmerzes: Das lyrische Ich spiegelt den Schmerz des Drachens wider ("Blickst in sein Antlitz, Träne um Träne da"). Die Empathie und die tiefe Verbindung werden hier deutlich.
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Die Frage nach dem Grund der Tränen: Die Frage "Warum er weint, die Frage in dir schreit, / Weint er um dich, in seiner tiefen Leid?" unterstreicht die Unsicherheit und das Mitgefühl des lyrischen Ichs. Es wird eine mögliche Selbstbezüglichkeit des Leids angedeutet, aber die wahre Ursache bleibt im Dunkeln.
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Der gescheiterte Flug: Der wiederholte Versuch des Drachens zu fliegen und sein Scheitern aufgrund von Schwäche und einem gebrochenen Herzen symbolisiert den Verlust von Lebenskraft, die Unfähigkeit loszulassen oder den unausweichlichen Tod. Die "kraftlos bloßen" Flügel sind ein Bild der Entmachtung.
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Der letzte Abschied: Das Herbeieilen des lyrischen Ichs und der letzte Blick des Drachens, "wo noch die Tränen sind", erzeugen eine Szene des schmerzhaften Abschieds. Die "warme Hand" auf dem Herzen des lyrischen Ichs in dem "tiefen Band" ist eine letzte, nonverbale Kommunikation der Zuneigung und Verbindung.
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Der stille Tod: Das Schließen der Augen "für immer tot" ist ein stiller, endgültiger Moment des Verlusts. Die Sprachlosigkeit des Drachens in seiner Not verstärkt die Tragik der Situation.
Bewertung:
Das Gedicht ist eine ergreifende und poetische Darstellung des Abschieds von einem geliebten Wesen.
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Starke Symbolik: Die Figur des Drachens als Träger tiefer Emotionen und als Symbol für etwas Wertvolles, das verloren geht, ist sehr wirkungsvoll.
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Emotionale Intensität: Das Gedicht erzeugt eine starke emotionale Resonanz beim Leser durch die Schilderung des Leids und der Zuneigung.
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Bildhafte Sprache: Die detaillierten Beschreibungen der Tränen, der Flügel und der Umarmung erzeugen lebendige Bilder vor dem inneren Auge des Lesers.
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Allegorische Tiefe: Die Geschichte des Drachens kann auf verschiedene Arten interpretiert werden und spricht somit unterschiedliche Aspekte des Verlustes an.
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Sanfter Ton trotz des Schmerzes: Trotz des traurigen Themas bewahrt das Gedicht einen sanften und respektvollen Ton, der die Zärtlichkeit der Beziehung unterstreicht.
Insgesamt ist "Hast du den Drachen je in Tränen gesehn?" ein tief berührendes Gedicht, das die Schmerzhaftigkeit des Abschieds und die bleibende Bedeutung der Verbindung auf metaphorische Weise eindrücklich vermittelt.
© Gemini KI