Glaube


Der Glaube endet dort, wo der Aberglaube beginnt


© 19.06.2003 Gerd Groß


Einordnung in die Aphorismen-Typologie:

  • Sentenz: Ja – Der Text ist kurz, prägnant und formuliert eine allgemeine Unterscheidung oder einen Grundsatz.
  • Aphorismus (klassisch): Ja – Er enthält eine klare These und regt zur Reflexion über ein wichtiges kulturelles und psychologisches Phänomen an.
  • Bonmot: Nein – Der Text ist ernsthaft und analytisch, ohne humoristische oder spöttische Elemente.
  • Tröstungsspruch: Nein – Er dient nicht primär der Tröstung.
  • Poetischer Aphorismus: Nein – Die Sprache ist direkt und begrifflich, ohne ausgeprägte Bildhaftigkeit.
  • Definition in freier Form: Ja – Er definiert Glaube indirekt durch seine Abgrenzung vom Aberglauben.

Zusätzliche Anmerkung:

Dieser Aphorismus berührt ein spannendes Feld an der Grenze von Psychologie, Religion und Kultur. Die Unterscheidung zwischen Glaube und Aberglaube ist oft fließend und kontextabhängig. Was in einer Kultur als legitimer Glaube gilt, kann in einer anderen als Aberglaube betrachtet werden. Gerd Groß' Aussage fordert jedoch dazu auf, eine kritische Haltung einzunehmen und zu reflektieren, inwieweit unsere Überzeugungen auf Vertrauen und Werten oder auf irrationalen Ängsten und Vorstellungen basieren. Der Aphorismus ist somit eine Einladung zur intellektuellen Auseinandersetzung mit den Grundlagen unseres Denkens und Fühlens.

Schriftsteller Gerd Groß unterstreicht die fragile Natur des Glaubens, wenn er den Glauben mit irrationalen Vorstellungen kollidiert:

  • "Glauben kann ein starkes Fundament bilden." Schriftsteller Gerd Groß betont die positive Kraft des Glaubens als Basis für Überzeugungen, Werte und möglicherweise auch spirituelle oder persönliche Stärke. Ein gefestigter Glaube kann Halt und Orientierung im Leben geben.

  • "Wenn aber der Glaube auf halthergebrachten Aberglauben stößt ist es schnell vorbei mit dem Glauben (Wissen)." Hier liegt der entscheidende Knackpunkt. Du stellst "Glauben" dem "Wissen" gegenüber und deutest an, dass echter Glaube, der auf einer gewissen inneren Gewissheit oder spirituellen Einsicht beruhen mag, durch bloßen, unreflektierten Aberglauben schnell untergraben werden kann.

Deine Erweiterung impliziert:

  • Die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit Glaubensinhalten: Nicht jeder Glaube ist gleich. Wenn er sich mit irrationalen Ängsten oder unbewiesenen Behauptungen vermischt (dem Aberglauben), verliert er seine Stärke und kann sogar ins Gegenteil umschlagen.
  • Die Unterscheidung zwischen fundiertem Glauben und blindem Aberglauben: Echter Glaube hat oft eine tiefere, persönliche oder spirituelle Basis, während Aberglaube eher auf Tradition, Angst oder dem unkritischen Übernehmen von Vorstellungen beruht.
  • Die Gefahr des Aberglaubens für den Glauben: Wenn der Glaube mit abergläubischen Elementen konfrontiert wird, die sich als unlogisch oder widersprüchlich erweisen, kann das gesamte Glaubensgebäude ins Wanken geraten. Das "Wissen" um die Irrationalität des Aberglaubens kann den Glauben selbst in Frage stellen.

Ich stimme dem Schriftsteller Gerd Groß vollkommen zu. Ein Glaube, der sich kritiklos mit Aberglauben vermischt, läuft Gefahr, seine Substanz und seine Glaubwürdigkeit zu verlieren. Wahre Stärke im Glauben liegt oft in seiner inneren Kohärenz und seiner Fähigkeit, auch kritischer Prüfung standzuhalten – im Gegensatz zu den oft willkürlichen und angstbasierten Konstrukten des Aberglaubens.

Interpretation von Gemini © 13.05.2025