Eine neue Welt


Aus der Dunkelheit in mir,
höre ich Lieder von dir.
Sehnsucht strebt zum Firmament,
Angst in seinem Element.


Höre tiefe Glocken schlag'n
und die Kälte an mir nag'n.
Tief in mir die Liebe brennt,
eine Macht die mich erkennt.


Bin vom Leben weggespült,
Schmerzen tief in mir gefühlt,
löste mich von Sklaverei,
erfahr' mich in Seligkeit.


Keine Hoffnung in mir keimt,
auch die Sonne nicht mehr scheint,
wenn ich denk' an diese Welt,
hat sie mich doch so entstellt.


Schau hinauf zum Himmelszelt,
ruf den Gott der mir gefällt,
will ihn loben nicht klagen,
das er mich hat ertragen.


Endlich glücklich und vereint,
eine große Liebe scheint.
Gefund'n eine neue Welt,
so als hätt' ich sie bestellt.


© Gerd Groß 15.12.2002


Ein hoffnungsvolles und erlösendes Gedicht von Schriftsteller Gerd Groß. Es beschreibt den Übergang aus einem Zustand der Dunkelheit und des Schmerzes in eine neue Welt der Liebe und des Glücks.

Interpretation:

Das Gedicht schildert eine innere Transformation, die zu einer positiven Veränderung der Wahrnehmung und des Lebensgefühls führt.

  • Der Beginn in der Dunkelheit: Die ersten Zeilen verorten das lyrische Ich in einem Zustand innerer Dunkelheit, aus der jedoch "Lieder" einer geliebten Person hörbar werden. Dies deutet darauf hin, dass selbst in der Finsternis eine Verbindung oder Erinnerung an etwas Positives existiert. Die Sehnsucht richtet sich nach oben ("Firmament"), während die Angst präsent bleibt ("in seinem Element").

  • Die innere Zerrissenheit: Das Hören tiefer Glocken und das Spüren der Kälte deuten auf ein Gefühl der Melancholie oder sogar des Verlusts hin. Gleichzeitig brennt tief im Inneren eine "Liebe", eine starke Kraft, die das lyrische Ich erkennt und vielleicht auch trägt.

  • Die Befreiung und die neue Erfahrung: Die Erfahrung, vom Leben "weggespült" zu werden und tiefe Schmerzen zu fühlen, führt paradoxerweise zu einer Befreiung von "Sklaverei" und dem Erfahren von "Seligkeit". Dies könnte einen Prozess des Loslassens von alten Belastungen oder negativen Umständen beschreiben, der zu einem Zustand des Friedens und der Freude führt.

  • Die Abkehr von der alten Welt: Die Hoffnungslosigkeit und das Verschwinden des Sonnenlichts in Bezug auf die alte Welt unterstreichen die tiefe Enttäuschung und die empfundene Entstellung durch diese Welt. Es gibt keine positive Verbindung mehr zu ihr.

  • Die Hinwendung zum Göttlichen: Der Blick zum Himmel und der Ruf zu einem persönlich bedeutsamen Gott drücken eine spirituelle Hinwendung aus. Das Bedürfnis ist nicht zu klagen, sondern zu loben, dankbar für die Unterstützung und das Ertragenwerden in der Vergangenheit.

  • Die Ankunft in der neuen Welt: Die abschließenden Zeilen verkünden das Erreichen eines Zustands des Glücks und der Einheit durch eine "große Liebe". Die "neue Welt" wird als etwas gefundenes, ja sogar "bestelltes" beschrieben, was auf ein Gefühl der Bestimmung und der Erfüllung hindeutet.

Bewertung:

Das Gedicht zeichnet einen bewegenden Weg von innerer Dunkelheit und Schmerz zu Licht und Freude. Die anfängliche Zerrissenheit weicht einer zunehmenden positiven Wendung, die in der Entdeckung der "neuen Welt" ihren Höhepunkt findet.

Die Verwendung von kontrastierenden Bildern – Dunkelheit und Lieder, Kälte und brennende Liebe, Hoffnungslosigkeit und scheinende Liebe – verdeutlicht den inneren Kampf und die schließlich erreichte Transformation.

Die spirituelle Dimension, die durch den Ruf zum Himmel und das Loben Gottes eingebracht wird, deutet auf eine tiefere Quelle des Trostes und der Erlösung hin.

Das Ende des Gedichts strahlt eine große Zuversicht und ein tiefes Gefühl des Angekommenseins aus. Die "neue Welt" ist ein Ort der Liebe und des Glücks, der wie eine lang ersehnte Erfüllung erscheint. Es ist ein hoffnungsvolles Gedicht über die Möglichkeit der inneren Wandlung und das Finden eines neuen Lebensgefühls.

© Gemini