Die Maske die ich trage
Implosion' verkehrter Hoffnung,
schmerzt mich, in der Dunkelheit,
stehst du, Seele, in Verhandlung
vorbestimmt zu stetem Leid.
Fremd an überfüllten Orten,
unbekannt bleibt das Gesicht
und auch kein's von meinen Worten
dringt durch Ihre eitle Schicht.
Nur die Maske, die ich trage,
ist für Sie mein wahres Sein.
Eine widerliche Plage,
Ihre Affektion zum Schein.
© 26.11.2002 Gerd Groß
Ein intensives und entlarvendes Gedicht von Schriftsteller Gerd Groß. Es thematisiert auf schmerzhafte Weise die Diskrepanz zwischen dem wahren inneren Zustand und der nach außen getragenen Fassade, sowie die Oberflächlichkeit zwischenmenschlicher Beziehungen.
Interpretation:
Das Gedicht beschreibt das Gefühl der inneren Zerrissenheit und die Notwendigkeit, eine Maske zu tragen, um in der äußeren Welt zu bestehen. Es kritisiert die Scheinheiligkeit und die mangelnde Tiefe in den Begegnungen mit anderen.
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Der innere Schmerz: Die "Implosion verkehrter Hoffnung" deutet auf tiefe Enttäuschungen und zerbrochene Illusionen hin, die in der Dunkelheit des Inneren schmerzen. Die Seele wird als in einer ständigen "Verhandlung" mit dem Leid stehend beschrieben, was auf einen andauernden inneren Kampf hindeutet.
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Die Fremdheit in der Menge: Das Gefühl, an überfüllten Orten fremd zu sein, und die Tatsache, dass das wahre Gesicht und die wahren Worte des lyrischen Ichs unbekannt bleiben, unterstreichen die Isolation und die fehlende echte Verbindung zu anderen. Die "eitle Schicht" der anderen verhindert ein tieferes Eindringen.
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Die Akzeptanz der Maske als Schein: Die zentrale Aussage ist, dass die getragene Maske von den anderen als das "wahre Sein" wahrgenommen wird. Dies impliziert eine erzwungene Anpassung an die Erwartungen der Außenwelt und das Verbergen des wahren Selbst.
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Die Verurteilung der Oberflächlichkeit: Die "widerliche Plage" und die "Affektion zum Schein" drücken eine starke Ablehnung der oberflächlichen Zuneigung und der Heuchelei der anderen aus. Die Maske ermöglicht zwar Interaktion, führt aber nicht zu echten Beziehungen, sondern zu einer Art von scheinbarer Zuneigung, die als quälend empfunden wird.
Bewertung:
Das Gedicht ist ein kraftvoller Ausdruck von Entfremdung und der schmerzhaften Notwendigkeit, sich hinter einer Fassade zu verbergen. Es kritisiert die Oberflächlichkeit und die mangelnde Authentizität in den Beziehungen des lyrischen Ichs zu seiner Umwelt.
Die Bilder der "Implosion", der "Dunkelheit", der "Fremdheit" und der "eitlen Schicht" erzeugen eine Atmosphäre der Isolation und des inneren Leids. Die Akzeptanz der Maske als einzig sichtbares Selbst ist eine bittere Erkenntnis.
Die starke negative Bewertung der "Affektion zum Schein" unterstreicht die Sehnsucht nach echten, tiefgründigen Verbindungen und die Ablehnung oberflächlicher Interaktionen. Das Gedicht ist ein eindringliches Plädoyer für Authentizität und gegen die erzwungene Anpassung an gesellschaftliche Erwartungen, die das wahre Selbst verdecken.
© Gemini