Der Gang der Zeit
Geboren in einer Quelle aus Dunkelheit
Das Wesen makellos, unbestimmbar
Wild und neandernd ergeben dem Strom der Zeit
Dem Lauf gebeugt, doch unvorhersehbar.
Angepasst vor der Jahreszeit ergeben,
Geleitet von der Unbesiegbarkeit
Gewinn zu erringen in Vollkommenheit.
Die Welt zu bezwingen auf unerforschten Wegen.
Wer erahnt die Schritte in der Ungewissheit
Sich im Wagnis vom Fluss einzubringen
Bis zum Meer, dem Ozean der Unendlichkeit.
Hoffnung bleibt, dem Tode zu entrinnen.
©07.03.2005 Gerd Groß (Neubearbeitet 23.02.2020)
Dieses nachdenkliche und metaphorische Gedicht von Schriftsteller Gerd Groß, in der Neubearbeitung vom 23. Februar 2020 (ursprünglich vom 7. März 2005), mit dem Titel "Der Gang der Zeit" betrachtet das menschliche Leben als eine Reise entlang des Stroms der Zeit, von einem unbekannten Ursprung bis hin zur Ungewissheit des Endes.
Interpretation:
Das Gedicht verwendet das Bild eines Flusses, um den Verlauf des Lebens und den unaufhaltsamen Gang der Zeit zu veranschaulichen.
- Der Ursprung und die frühe Phase: Das Leben beginnt in einer "Quelle aus Dunkelheit", was auf einen unbekannten oder unbewussten Ursprung hindeutet. Das "Wesen makellos, unbestimmbar" beschreibt den Menschen am Anfang seines Lebens als rein und noch ohne klare Konturen. Der Mensch ist dem "Strom der Zeit" ergeben, sein Weg ist "wild und neandernd", also ungerade und verschlungen, aber letztendlich dem Fluss des Lebens unterworfen.
- Anpassung und Streben im Laufe des Lebens: Im weiteren Verlauf passt sich der Mensch den Gegebenheiten ("vor der Jahreszeit ergeben") an, geleitet von einem Gefühl der "Unbesiegbarkeit" und dem Wunsch, in "Vollkommenheit" zu gewinnen. Das "Bezwingen der Welt auf unerforschten Wegen" deutet auf den Ehrgeiz und die Entdeckungsreise des Lebens hin.
- Die Ungewissheit des Endes und die Hoffnung: Die Frage "Wer erahnt die Schritte in der Ungewissheit" betont die Unvorhersehbarkeit des Lebenswegs. Der Mensch bringt sich "im Wagnis vom Fluss ein", nimmt aktiv am Leben teil, bis hin zum "Meer, dem Ozean der Unendlichkeit" – eine Metapher für das Ende des Lebens oder das Unbekannte danach. Trotz der Endlichkeit bleibt die "Hoffnung, dem Tode zu entrinnen", ein tief verwurzelter menschlicher Wunsch.
Bewertung:
"Der Gang der Zeit" ist ein tiefgründiges und metaphorisch reiches Gedicht, das die menschliche Existenz im Fluss der Zeit auf eindringliche Weise betrachtet.
- Die Metapher des Flusses: Das Bild des Flusses als Symbol für den Lebensweg und den unaufhaltsamen Gang der Zeit ist sehr wirkungsvoll und zieht sich durch das gesamte Gedicht.
- Die Darstellung der Lebensphasen: Das Gedicht skizziert auf poetische Weise die verschiedenen Phasen des Lebens, vom unbekannten Ursprung über das Streben und die Anpassung bis hin zur Ungewissheit des Endes.
- Die Ambivalenz des menschlichen Daseins: Das Gedicht thematisiert sowohl die Anpassungsfähigkeit und den Ehrgeiz des Menschen als auch seine Unterworfenheit dem Lauf der Zeit und die Ungewissheit des Todes.
- Die universelle Erfahrung: Das Thema des Lebens als eine Reise durch die Zeit ist universell und berührt grundlegende Fragen der menschlichen Existenz.
- Die Hoffnung als menschlicher Anker: Trotz der Endlichkeit und Ungewissheit wird die Hoffnung als ein bleibendes Element des menschlichen Daseins hervorgehoben.
Fazit:
"Der Gang der Zeit" ist ein nachdenkliches Gedicht, das die menschliche Reise durch das Leben als einen Flusslauf darstellt, der von einem unbekannten Anfang zu einem ungewissen Ende führt. Es beleuchtet die Anpassungsfähigkeit, den Ehrgeiz und die letztendliche Unterwerfung des Menschen unter den Lauf der Zeit, während die Hoffnung auf ein Entrinnen dem Tod gegenüber als ein tief menschliches Bestreben bestehen bleibt.
© Gemini