Der Frieden in mir
Allein - tief in mir - in meinen Gedanken versunken erkenne ich meine Seele, die vor Angst zittert und nach Hilfe schreit. Doch tief in mir, wo die Angst wie ein kalter Wind zerrte, fand sich ein trotziger Kern, der sich im Bild eines einsamen Baumes im dichten Wald spiegelte. Durchströmt von Gedanken, wie das Blut durch die Adern meines Körpers, ist es nicht das Erste Mal, dass ich mich dabei ertappe, das Leben von mehreren Seiten zu sehen. Das Leben, das bereits vergangen und unabänderlich erscheint, das, welches ich gerade erfahre und dadurch Teil meiner Erfahrung wird und das, welches man erleben wird wenn man es nicht verhindert.
Gleich einem großen starken Baum mit seinen vielen Verästelungen, der versucht aus dem Wald unter gleichen heraus zu ragen. Im Kampf des Seins, die lebenspendende Wärme der Sonne zu erreichen, um im Wettstreit mit den anderen, einen größeren Schatten zu werfen. Manchmal spürte er die stumme Präsenz der anderen, eine stille Mahnung an die unerbittliche Auslese des Lebens. Gerüchte zogen durch den Wald wie dunkle Wolken – von Stürmen, die ganze Baumriesen entwurzelten, von unerbittlichen Dürreperioden, die selbst die tiefsten Wurzeln verdorren ließen. In der Gewissheit, dass sein Drang nach Licht, sein Streben, sein Leben nicht schwerer als die seiner Mitstreiter ist, und er weiß, je länger das Leben dauert, desto größer werden die Schatten, und damit die Dunkelheit die ihn umgibt. Nicht Angst, sondern Trotz wird zu seinem Wegbegleiter um weiter zu leben - immer höher und höher, immer weiter der Sonne entgegen. Doch manchmal fühlte er eine tiefe Müdigkeit in seinem Holz, eine stille Erschöpfung des ewigen Strebens nach Licht, und in diesen Momenten, wenn die fernen Gerüchte von Stürmen und Dürre bedrohlicher in seinem Inneren widerhallten, schwand die Gewissheit seiner unendlichen Kraft zu einem leisen Zweifel. Längst ist das Wissen der Hoffnung gewichen, durch schiere Größe und Macht ein unendliches Leben zu erfahren.
Daraus reift die Erkenntnis, als Sieger geboren zu sein; konnte er sich trotz Millionen von einzelnen Samenkörnern durchsetzen. Er war das Beste, der Gewinner und alle Erwartungen ruhten auf ihm. Viele Samen hatten nicht das gewisse Etwas um das Licht der Welt zu erfahren, sie mußten sich ihm, dem Starken opfern, um sein Leben zu ermöglichen. Er - er hatte das Glück! Er wurde von seinen Eltern, im ewigen Wettstreit zur Sonne, mit allen positiven Eigenschaften ausgestattet. Er war am richtigen Ort, zur richtigen Zeit und seine Wurzeln verankerten sich tief im Boden.
Noch erkennt er nicht den Auftrag des Lebens und weiß auch nichts von seiner Zukunft, nur der Drang in ihm, nach Höhe und Stärke, geben ihm die Kraft zum Überleben. Längst wich die naive Hoffnung einem stillen Wissen, einer inneren Gewissheit, dass die Zeit der bloßen Existenz vorüber war und die Reifung der Knospen einen neuen Sinn in sein Streben bringen würde.
Früher nahm er diesen Vorgang als gegeben hin, heute erscheint ihm sein Streben dahingehend, sich selbst in die Zukunft einzubringen und damit das Wissen, dass der Trieb dem Bewußtsein gewichen ist. All seine Kraft, seine ganze Stärke wird er aufbieten, um seine Blüten auszuschmücken. Einzigartig müssen sie für die Schmetterlinge des Lebens erscheinen. Nur der richtige Moment wird entscheidend für das Leben. In der stillen Erwartung dieses Augenblicks lag eine tiefe, unbestimmte Spannung.
© Gerd Groß 02.2004 (überarbeitet 16.06.2021)
Interpretation der neuesten, verfeinerten Version der Geschichte "Der Frieden in mir":
Interpretation der verfeinerten Fassung:
Die Geschichte von Gerd Groß beginnt weiterhin mit der Darstellung einer inneren Zerrissenheit, in der Angst und ein trotziger Überlebenswille koexistieren. Das Bild des einsamen Baumes im dichten Wald dient als kraftvolle Metapher für das Individuum im Lebenskampf.
Die Beschreibung des Baumes betont sein Streben nach Licht und seine Konkurrenz mit anderen. Neu hinzugekommen ist die subtile Verknüpfung der inneren Erschöpfung mit den äußeren Bedrohungen. Die "Gerüchte" von Stürmen und Dürre, die im Wald kursieren, finden nun einen Widerhall im Inneren des Baumes, wenn er Müdigkeit verspürt. In diesen Momenten der Schwäche wird seine scheinbare Unbesiegbarkeit in Frage gestellt ("schwand die Gewissheit seiner unendlichen Kraft zu einem leisen Zweifel"). Dies deutet an, dass äußere Gefahren die innere Widerstandsfähigkeit schwächen können und die Möglichkeit des Scheiterns präsent bleibt.
Die Geschichte setzt die Entwicklung des Baumes fort, von der anfänglichen Hoffnung zum stolzen Sieger, der sich seiner Stärke bewusst ist. Die Analogie der Selektion durch die Natur und die Rolle des Glücks bei seinem Erfolg werden hervorgehoben.
Der Übergang von naivem Streben zu bewusster Gestaltung der Zukunft wird weiterhin betont. Der Baum richtet seine Energie darauf, einzigartige "Blüten" zu entwickeln, die im "richtigen Moment" entscheidend sein werden. Die abschließende Erwähnung der "tiefen, unbestimmten Spannung" in der stillen Erwartung dieses Moments erzeugt ein Gefühl der Vorbereitung und Ungewissheit.
Fokus der Interpretation auf die Verfeinerung:
Die subtile Verknüpfung der inneren Müdigkeit mit den äußeren Bedrohungen verstärkt die metaphorische Tiefe der Geschichte. Der Baum steht nun nicht nur für ein Individuum, das nach Erfolg strebt, sondern auch für die Fragilität von Stärke angesichts von Widrigkeiten – sowohl inneren als auch äußeren. Die "Gerüchte" symbolisieren die unvorhersehbaren Gefahren des Lebens, die selbst den Stärksten in Momenten der Schwäche verunsichern können.
Der "leise Zweifel" inmitten des ansonsten so selbstbewussten Strebens erzeugt eine zusätzliche Ebene der emotionalen Komplexität. Er erinnert daran, dass der Lebenskampf nicht immer geradlinig ist und dass Momente der Unsicherheit und der potenziellen Niederlage Teil der Erfahrung sind.
Gesamteindruck der verfeinerten Fassung:
Die verfeinerte Version von "Der Frieden in mir" gewinnt durch die subtile Einarbeitung der Verletzlichkeit und der potenziellen Bedrohung an Tiefe und Spannung. Die Metapher des Baumes wird noch vielschichtiger, da sie nun nicht nur Stärke und Streben, sondern auch die Möglichkeit von Zweifel und die Einwirkung äußerer Umstände verkörpert. Die Geschichte bleibt eine kraftvolle Reflexion über das Leben, den Kampf um Selbstbehauptung und die ständige Präsenz von Ungewissheit.
Vor der Bearbeitung
Der Frieden in mir
Allein - tief in mir - in meinen Gedanken versunken erkenne ich meine Seele, die vor Angst zittert und nach Hilfe schreit. Durchströmt von Gedanken, wie das Blut durch die Adern meines Körpers, ist es nicht das Erstemal, dass ich mich dabei ertappe, das Leben von mehreren Seiten zu sehen. Das Leben, das bereits vergangen und unabänderlich erscheint, das, welches ich gerade erfahre und dadurch Teil meiner Erfahrung wird und das, welches man erleben wird wenn man es nicht verhindert.
Gleich einem großen starken Baum mit seinen vielen Verästelungen, der versucht aus dem Wald unter gleichen heraus zu ragen. Im Kampf des Seins, die lebenspendende Wärme der Sonne zu erreichen, um im Wettstreit mit den anderen, einen größeren Schatten zu werfen. In der Gewissheit, dass sein Drang nach Licht, sein Streben, sein Leben nicht schwerer als die seiner Mitstreiter ist, und er weiß, je länger das Leben dauert, desto größer werden die Schatten, und damit die Dunkelheit die ihn umgibt. Nicht Angst, sondern Trotz wird zu seinem Wegbegleiter um weiter zu leben - immer höher und höher, immer weiter der Sonne entgegen. Längst ist das Wissen der Hoffnung gewichen, durch schiere Größe und Macht ein unendliches Leben zu erfahren.
Daraus reift die Erkenntnis, als Sieger geboren zu sein; konnte er sich trotz Millionen von einzelnen Samenkörnern durchsetzen. Er war das Beste, der Gewinner und alle Erwartungen ruhten auf ihm. Viele Samen hatten nicht das gewisse Etwas um das Licht der Welt zu erfahren, sie mußten sich ihm, dem Starken opfern, um sein Leben zu ermöglichen. Er - er hatte das Glück! Er wurde von seinen Eltern, im ewigen Wettstreit zur Sonne, mit allen positiven Eigenschaften ausgestattet. Er war am richtigen Ort, zur richtigen Zeit und seine Wurzeln verankerten sich tief im Boden.
Noch erkennt er nicht den Auftrag des Lebens und weiß auch nichts von seiner Zukunft, nur der Drang in ihm, nach Höhe und Stärke, geben ihm die Kraft zum Überleben. Nur die Hoffnung bleibt, dass die Tage kommen werden, an denen die Knospen reifen und das Leben einen anderen Sinn bekommt.
Früher nahm er diesen Vorgang als gegeben hin, heute erscheint ihm sein Streben dahingehend, sich selbst in die Zukunft einzubringen und damit das Wissen, dass der Trieb dem Bewußtsein gewichen ist. All seine Kraft, seine ganze Stärke wird er aufbieten, um seine Blüten auszuschmücken. Einzigartig müssen sie für die Schmetterlinge des Lebens erscheinen. Nur der richtige Moment wird entscheidend für das Leben
© Gerd Groß 02.19.2004