Das Geheimnis der Burg Nideck

Kapitel 17


Das Erwachen im verborgenen Tal

Die Nacht hüllte das Tal in tiefes Schweigen, nur das sanfte Murmeln des Wassers webte ein leises Lied in die Dunkelheit. Im Herzen dieses verborgenen Ortes regte sich etwas, das lange geschlummert hatte – ein Atem, alt wie die Welt selbst, der durch die knorrigen Wurzeln der Bäume strömte, als wollten sie ihre uralten Geschichten flüstern. Doch die Geschichten waren nicht nur süß; sie waren auch voller Warnungen und der Forderung nach Gerechtigkeit.

Langsam öffnete das Riesenmädchen die Augen, die aus der Zeitlosigkeit erwachten – klar und tief wie Spiegel, die Jahrhunderte und Geheimnisse zugleich in sich trugen. Um sie herum reckten sich Pflanzen gen Mondlicht, und die Tiere hielten inne, als erkannten sie ihre Hüterin wieder.

Doch in diesem Erwachen lag nicht nur Hoffnung verborgen, sondern auch Furcht. Denn die Grenzen zwischen Mensch und Natur waren dünn, zart wie ein Spinnennetz im Morgentau. Und dieses Netz drohte nun zu zerreißen, wenn das Gleichgewicht nicht wiederhergestellt wurde. Die alten Mächte spürten das Unrecht, das ihnen angetan wurde, und warteten auf das Gleichgewicht, das zurückkehren wollte. Doch ihre Geduld war am Ende.

Das Riesenmädchen erhob sich, ihre Schritte schwer und zugleich voller einer stillen Anmut. Sie wusste, dass ihre Stimme erklingen musste – für das Tal, für die Natur, für die uralte Harmonie, die wiedergefunden werden wollte. Aber sie wusste auch, dass der Preis für diese Harmonie hoch sein würde, und der Kampf unausweichlich.


© 14.08.2018 Gerd Groß (mehrfach überarbeitet bis Mai 2025)  

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