Das Geheimnis der Burg Nideck

Epilog


Und wenn du ganz still bist...

Es heißt, wer in mondhellen Nächten am Fuße der Burg Nideck verweilt und sein Ohr an das Gestein legt, der hört nicht nur das Wasser rauschen. Er hört Stimmen. Nicht laut. Nicht deutlich. Aber voller Erinnerung. Manchmal voller Sehnsucht nach dem Alten, manchmal voller Wut auf das, was verloren ging. Manche sagen, es sei das Riesenmädchen, das noch immer spielt, versteckt zwischen Wurzeln und Moos. Andere glauben, die alten Geister hätten sich nicht zurückgezogen, sondern seien in den Flüssen, den Steinen, den Nebeln weitergezogen – dorthin, wo sie gebraucht werden. Doch sie warten auch. Warten darauf, dass die Balance erneut bedroht wird, und dann wird ihr Erwachen nicht mehr so sanft sein. Und manchmal, wenn ein Kind an einem Sommertag einen Stein mit einer Rune findet oder ein Vogellied seltsam bekannt klingt, dann ist das kein Zufall. Dann hat die Geschichte den Weg gefunden. Denn Märchen enden nicht. Sie ruhen nur.

Bis jemand sie wieder ruft. Vielleicht du. Aber sei gewarnt, der Ruf allein genügt nicht. Du musst bereit sein, für das Gleichgewicht zu kämpfen, denn die Schatten der Vergangenheit lauern immer noch im Tal.


© 14.08.2018 Gerd Groß (mehrfach überarbeitet bis Mai 2025)  

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